zurück
Bilder

 

Kamiros wird sehr häufig als das Pompeji Griechenlands bezeichnet. Doch dieser Vergleich ist sicherlich nicht korrekt. Während die italienische Stadt innerhalb kürzester Zeit von den Lavamassen des Vesuv verschüttet wurde, haben die Bewohner von Kamiros ihre Stadt nach und nach verlassen und erst im Verlauf der Jahrhunderte wurde Kamiros mit Erde bedeckt.

Die Stadt wurde wie Ialysos und Lindos von den Dorern gegründet, doch beweist die Freilegung eines mykenischen Friedhofs in der Nähe des Dorfes Kalavarda, dass in vorgeschichtlicher Zeit und vor der Ansiedlung der Dorer, diese Region von Achäern bewohnt war.

Im Gegensatz zu Lindos, das sich zu einer bedeutenden Handels- und Hafenstadt entwickelt hat, blieb Kamiros eigentlich immer eine ländliche Stadt, deren Hauptprodukte Feigen, Öl und Wein waren. Neben dem Öl- und Weinhandel entwickelte sich eine bedeutende Keramik-Industrie. Im 6. Jh. v. Chr. erreichte die Stadt ihre höchste Blüte. Funde aus dieser Zeit zeigen, dass Kamiros in diesem Jahrhundert als erste der rhodischen Städte Münzen prägte. Die Stadt wurde zweimal durch Erdbeben stark zerstört, im Jahre 226 v. Chr. und im Jahre 142 v. Chr. Seit der Gründung der Stadt Rhodos im Jahre 408 v. Chr. verlor Kamiros immer mehr Einwohner, doch verschiedene Funde belegen, dass der Ort bis zum 4. Jh. n. Chr. als kleinere Siedlung weiter existierte. Ab dem Zeitpunkt wurde die Stadt endgültig verlassen. Es gibt keine sicheren Aussagen über die Gründe, warum die Bewohner den Ort verlassen haben, aber die vermutete Ursache sollen häufige Überfälle von Piraten gewesen sein. Einige Jahrhunderte später ist die ganze Gegend bewachsen und bewaldet.

Durch Funde in einigen Gräbern kamen Biliotti und Salzmann Anfang des 20. Jahrhunderts zu dem Entschluss, hier Ausgrabungen zu unternehmen. Auf der Suche nach der antiken Stadt fanden sie die Nekropolen auf den umliegenden Hügeln. Die reichen Funde, vor allem Vasen die als Grabbeigaben dienten, wurden nach London in das britische Museum und nach Paris in den Louvre gebracht. Während der italienischen Besatzungszeit fanden italienische Archäologen die Stadt und gruben den wichtigsten Teil aus.

Die heute sichtbaren Ruinen stammen aus der hellenistischen Zeit und späterer Epochen, jedoch nicht aus der archaischen Zeit. 

Nach dem Eingang zur Ausgrabungsstätte sieht man zunächst den Bereich der Agora und das Heiligtum des unbekannten Gottes. Nordwestlich davon befinden sich die Ruinen eines dorischen Tempels aus dem 3. Jh. v. Chr., von dem zwei Säulen wieder aufgerichtet wurden. Direkt neben dem Tempel findet man die Überreste eines Platzes, der drei Treppen nach Osten, Nordosten und Südosten aufweist. An der Südseite des viereckigen Platzes sind Reste eines Brunnens erhalten, deren Wasser für die Agora benötigt wurde. Auf der Vorderseite des Brunnens steht eine wieder aufgebaute Säulenreihe. In Richtung zur Treppe, die zur Hauptstraße der Stadt führt, erkennt man auf der linken Seite eine halbrunde Rednerbühne, von der Politiker und Bürger Reden an das Volk hielten. In der Antike war die Agora nicht nur der Ort an dem Einkäufe gemacht wurden, sondern sie war das wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Zentrum der Stadt und hier wurden ebenfalls öffentliche Reden gehalten, die unter anderem auch über das Schicksal der Stadt entschieden. Ein rechtwinkliger abgegrenzter Raum befindet sich hinter der Rednertribüne. Hier standen die Altäre verschiedener Götter, denen dort Opfer dargereicht wurden.

Die Hauptstraße teilt die Ausgrabungen in zwei Hälften. Am nördlichen Ende der Straße liegen die öffentlichen Bäder aus römischer Zeit. Daneben befindet sich eine Zisterne, deren Wasser für die Bäder benötigt wurde. Links und rechts der Hauptstraße liegt hinter der Agora der Bereich der Privathäuser. Nach der Treppe, die man von der Agora hinaufsteigt, liegt gleich links ein wieder aufgebautes Haus in einem hervorragenden Zustand. In der Hausmitte befindet sich das Atrium, das von Säulen umgeben ist. Weiter südlich steigt steil ein Hügel an, auf dem sich die Akropolis befindet.

Die Akropolis umfasst einen dreieckigen Platz auf dem Hügel, der 120 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Fast die ganze nördliche Seite wird von einer großen Halle eingenommen. Sie ist 200 Meter lang und von zwei Reihen dorischer Säulen begrenzt. Die Rückseite der Stoa beherbergte eine Reihe von Zimmern, die wahrscheinlich den Gesandtschaften der auswärtigen religiösen Besucher als Unterkunft dienten. Leider stürzte ein Teil der wieder aufgebauten Halle im Jahre 1962 infolge eines Unwetters wieder ein.
Erbaut wurde die große Halle im 3. Jh. v. Chr.. Sie steht über einer großen Zisterne, die im 6. Jh. aus dem weichen Felsen herausgehauen wurde. Die Zisterne soll ca. 600 Kubikmeter Wasser gefasst haben und sie diente als Sammelstelle für das Regenwasser, das von den Dächern der Gebäude auf der Akropolis herunter lief. Das Wasser wurde durch ein sehr gutes Leitungsnetz in die Stadt geleitet. Nach dem Bau der Stoa wurde die Zisterne nicht mehr benötigt, da unter den Nebengebäuden der Stoa 16 Brunnen gebaut wurden, die mit dem Leitungsnetz verbunden waren und das Regenwasser auffingen.

Hinter der Stoa finden sich die Überreste des Tempels der Athena, der gegen Ende des 3. Jh. v. Chr. an der Stelle eines älteren Heiligtums errichtet wurde, das wahrscheinlich dem Erdbeben im Jahr 226 v. Chr. zum Opfer fiel.

Von der Akropolis öffnet sich ein herrlicher Blick über die Stadt, das Meer, die umliegenden Inseln und auf die kleinasiatische Küste.

 

 

Copyright © 2004 rhodos-seiten.de
Stand: 07. April 2014